Loveparade: Warnungen gab es seit Juni

Juli 24, 2010

Dass die tragischen Ereignisse bei der Loveparade in Duisburg weder überraschend noch unvorhersehbar waren, beweist folgender Kommentar von vor mehr als einem Monat:

sehe ich das richtig, dass die versuchen 1 million menschen über die 1-spurige! TUNNELSTRAßE! Karl-Lehr-Straße mit zwischendurch 2 kleinen trampelpfaden hoch zum veranstaltungsgelände zu führen?
also in meinen augen is das ne falle. das kann doch nie und nimmer gut gehen. wer in essen und dortmund dabei war weiß wie groß das gedränge schon auf recht weitläufigen zugangswegen war. das war schon ne katastrophe und die wollen ernsthaft den zugang über nen einspurigen TUNNEL leiten?
ich fass es nicht!!!!

ich seh schon tote wenn nach der abschlußkundgebung alle auf einmal über diese mickrige straße das gelände verlassen wollen.
#31 von klotsche , am 07.06.2010 um 15:30

Es ist schon unerträglich, dass die Organisatoren hunderttausende Menschen durch dieses Tunnel-Nadelöhr schicken wollten. Dass sie es dann noch von einer Seite absperrten, dazu fallen mir keine Worte mehr ein. Das ist ein Verbrechen.

Update:
Und das sagte der NRW-Innenminister vor der Loveparade:

Screenshot der Webseite der Landesregierung: Der Eintrag wurde inzwischen kommentarlos entfernt.

Screenshot der Webseite der Landesregierung: Der Eintrag wurde inzwischen kommentarlos entfernt.

Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Polizei professionell auf die Love-Parade vorbereitet / Innen- und Kommunalminister Jäger: Wir wünschen den Menschen ein sicheres Fest in Duisburg

Das Ministerium für Inneres und Kommunales teilt mit:

Mehr als 2.000 Polizistinnen und Polizisten, rund 2.000 Sanitäter und Ärzte und über 300 Feuerwehrleute sind am morgigen Samstag für die Love-Parade in Duisburg im Einsatz. „Alle sind hoch motiviert und haben sich professionell vorbereitet“, sagte Innen- und Kommunalminister Ralf Jäger heute (23. Juli 2010) in Düsseldorf. Die Stadt Duisburg und der Veranstalter erwarten mehrere hunderttausend Besucher.

Bei Bedarf steht weitere schnelle und koordinierte Hilfe zur Verfügung. Dazu sind landesweit im Rahmen der überörtlichen Hilfe rund 1.000 Behandlungs- und Betreuungskräfte und 500 Feuerwehrleute in Bereitschaft. „Damit sind wir in der Lage sind, schnell zu helfen und den bestmöglichen Schutz für die Menschen zu gewährleisten“, stellte Jäger fest. „Wir wünschen, dass die vielen Besucher dieses Events unbeschwert feiern können.“

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Inneres und Kommunales, Telefon 0211 871-2300.

Die Meldung wurde inzwischen von der Webseite der Landesregierung entfernt. Und dies sagt Innenminister Ralf Jäger (SPD) jetzt:

Ich bin entsetzt und traurig, dass Menschen, die unbeschwert feiern wollten, gestorben sind. Mein ganzes Mitgefühl gilt ihren Angehörigen und Freunden.


HSH Nordbank: Und wieder der Ruf nach dem Staat

Juli 22, 2010

Das Manager-Magazin hat einen Bericht über eine erneute „Finanzierungslücke“ der HSH Nordbank aufgrund ihres Schiffsportfolios. Soweit war das zu erwarten. Die Schiffe dürften angesichts der angespannten Lage auf den Weltmeeren nun nicht gerade Geld scheffeln. Aber die Manager Magazin führt eine ganz andere Begründung als Kreditverluste an:

Auslöser des gestiegenen Finanzbedarfs sind vor allem die überwiegend in US-Dollar ausgereichten Schiffsfinanzierungen der Landesbank.[..]

Seit Ausbruch der Finanzkrise kann sich die HSH Nordbank, wie viele andere Landesbanken auch, am Kapitalmarkt nicht mehr zu akzeptablen Konditionen in Dollar refinanzieren. Deswegen muss sich die Bank in Euro refinanzieren und die eingesammelten Mittel dann mittels kurzfristiger Swapgeschäfte in Dollar tauschen.

Aufgrund des Wertverfalls der Euro-Währung musste die Bank seit Beginn dieses Jahres einen immer höheren Betrag aufwenden, um ihr Schiffsportfolio zu decken. Der zusätzliche Finanzierungsbedarf liegt laut Insidern bei bis zu sechs Milliarden Dollar.

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Rating-Agenturen vor dem Aus?

Juli 21, 2010

Folgender Hammer lief gerade hier durch den Ticker:

Bond Sale? Don’t Quote Us, Request Credit Firms

The nation’s three dominant credit-ratings providers have made an urgent new request of their clients: Please don’t use our credit ratings.

The odd plea is emerging as the first consequence of the financial overhaul that is to be signed into law by President Obama on Wednesday. And it already is creating havoc in the bond markets, parts of which are shutting down in response to the request.

Standard & Poor’s, Moody’s Investors Service and Fitch Ratings are all refusing to allow their ratings to be used in documentation for new bond sales, each said in statements in recent days.

Alle drei, Moody’s, Fitch und S&P, wollen also nicht mehr in den Verkaufsprospekten von Anleihen erwähnt werden, weil sie Haftung fürchten. Es ist aber der Sinn eines Ratings als Verkaufsargument im Prospekt verwendet zu werden. Einen anderen Sinn gibt es nicht.

Das Verbot eigene Ratings zu erwähnen ist so, als ob Mercedes wegen der Produkthaftung seinen Kunden verbietet mit Autos von Mercedes zu fahren. So ein Auto wollen die Kunden bestimmt nicht.


Merle Hazard über die griechischen Staatsschulden

Juli 21, 2010

Leider mit schlecht zu verstehenden Text. Er ist viel zu leise im Vergleich mit der Musik. Ich hoffe Merle bietet noch mal eine andere Abmischung.


Baltic Dry Index: Alles nicht so schlimm

Juli 19, 2010

Da in den vergangenen Tagen immer wieder auf die aktuelle Rekord-Negativserie des Baltic Dry Index (BDI), dem Index für die Kosten eines Seetransportes für Massengüter wie Kohle, hingewiesen wurde, eine kurze Anmerkung von mir: Seefrachtkapazitäten sind nicht lagerbare Güter. Das heißt: Wenn ich als Schiffsbesitzer heute auf den Transport von Güter verzichte, dann kann ich morgen trotzdem nur ein Schiff voll transportieren. Die nicht genutzte Kapazität von gestern ist futsch.

Das hat zur Folge, das die Preise (für Frachttransport) von morgen nicht so stark von den Preisen von heute bestimmt sind, wie das bei anderen Rohstoffen der Fall ist. Dies wiederum bedeutet, dass der BDI sehr gut vorhersagbar ist. In anderen Worten, nicht nur ist der Abfall keine Überraschung, der Markt hat sogar schon auch eine Meinung wie es weitergeht:
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Hamburger Schulreform

Juli 19, 2010

Ich bin ja erklärter Gegner sowohl der Schulreform als auch der Reformgegner in Hamburg. Schließlich waren die Reformgegner treffsicher gegen eines der wenigen Dinge, die ich an der Schulreform gut fand: 6 Jahre gemeinsam lernen. Dass die meisten Leute gar nicht wissen, warum das gut ist zeigt Birger Menke auf Spiegel Online:
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Top-10-Risiko der Staatspleiten: 16.07.2010

Juli 17, 2010

Die CDS-Risikoprämien für die Ländern gingen seit dem 7.6.2010 auf breiter Front zurück. Im Schnitt fielen sie um über 10%. Dabei gab es aber auch einige positive wie negative Ausreißer.
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Neues von der Inflationsfront

Juli 17, 2010

Die Inflationsangst ist ja gerade in Deutschland sehr ausgeprägt. Daher ist es gut immer ein Auge auf die am Markt gehandelte Inflationserwartung zu werfen. Am einfachsten kann dies mit der „Break-Even-Inflation“, der Zinsdifferenz zwischen nominalen und inflationsindizierten Anleihen, gemacht werden.

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Deutsche Bahn: Katze im Sack kaufen

Juli 13, 2010

Gerade wollte ich Zugtickets bei der Deutschen Bahn buchen. Da stellen sich nur zwei Fragen:

Deutsche Bahn: Auslandsreisen? Unbezahlbar!

Deutsche Bahn: Auslandsreisen? Unbezahlbar!

  1. Wenn ich die Buchung durchführe, wird mein Kartenlimit reichen?
  2. Welche Anforderungen stellen TÜV Süd und die Dekra eigentlich an „besonders vertrauenswürdige Online-Buchungen“?

Immobilienblasen in Europa

Juli 4, 2010

Ein großer Teil der Finanzkrise war eine Immobilienkrise. In den USA sowieso, aber auch Europa hatte seine Immobilienblasen in z.B. in Spanien und Irland. Was man nun beachten muss, ist dass die Immobilienblasen nicht zufällig in diesen Ländern entstanden. Spanien und Irland genossen nach der Euro-Währungsunion plötzlich viel zu niedrige Zinsen, denn es galt ja nun ein Zinssatz für alle Euroländer. Für einige war er tendenziell zu hoch (Deutschland) für Spanien und Irland eben zu niedrig. In der Folge sind dort die Immobilienpreise explodiert. Nachhaltig war dies jedoch nicht.

Deutschland wurde durch die hohen Zinsen auf Strukturwandel und Wettbewerb getrimmt. Die deutsche Wirtschaft kommt entsprechend gut durch die Krise. Die EZB, derweil senkt die Zinsen sehr stark, weil weite Teile Europas höhere Zinsen nicht vertragen können. Für Deutschland sind sie zu niedrig. Da Deutsche sich auch nicht anders verhalten als Spanier, steigen nun die Immobilienpreise in Deutschland stark an. Die Saat für die nächste Immobilienkrise ist gelegt. Mal sehen, ob die EZB nun früh genug entgegensteuert. Ich glaube es nicht.