Nachruf HSH Nordbank (Gastbeitrag)

Erinnert Ihr Euch an CDOs? Klar, tut ihr das … und obwohl niemand mehr diese Monster handelt, fahren sie doch fort, eine Schneise der Verwüstung in die Weltwirtschaft zu schlagen. Fast so wie auch FCKW immer weiter an der millimeterdünnen Schutzhülle der Erde nagen.

Warum wird in Finanzseminaren immer noch über CDO unterrichtet? Vielleicht weil sie eines Tages zurückkehren werden, vielleicht unter anderem Akronym. Doch wenn nicht, dann sind sie zumindest eine fantastische Lehrhilfe, um zu zeigen, wie Risiken nicht modelliert und nicht gesteuert werden sollten.

Aber Augenblick mal. Sind sie wirklich verschwunden? Ich bin mir da nicht ganz so sicher. Wie sieht die jüngste Rettungsaktion aus, die die beiden norddeutschen Länder gerade mit der HSH Nordbank unternommen haben? Das sieht beängstigend vertraut aus… hatte was zu tun mit ca. 23 Mrd. toxischer Wertpapiere (die ohne Zweifel auch einige CDO und CDO² enthalten) und mit der Aufteilung in verschiedene Risikoklassen.

Die Bilanzsumme der HSH ist € 200 Mrd. Neben der Zuführung von Eigenkapital in Höhe von € 3 Mrd. schirmen die Länderhaushalte weitere € 10 Mrd. der HSH Bilanz ab. Die ersten ca. 3 Mrd. Verluste liegen in der Verantwortung der HSH, um nächsten zehn Milliarden des Portfolios kümmert sich der Steuerzahler. Alle Verluste, die darüber hinaus gehen, trägt wiederum die Bank.

Klingt vertraut? Ja, denn die beiden Bundesländer besitzen jetzt selbst die Mezzanine Tranche einer CDO.

Beobachtungen:

  1. Diese „Mutter aller CDOs“ die den Ländern gehört ist die Tranche, die am schwierigsten zu bewerten und zu managen ist: Mezzanine.
  2. Mal angenommen, es befinden sich CDO² im Portfolio – dann ergibt sich daraus offiziell ein CDO³.
  3. Die Versicherungsprämie, die an die Länder als Garanten seitens der HSH zu zahlen ist, beträgt € 400 Mio. jährlich. Einen Überschuss in dieser Höhe hat die HSH überhaupt nur in den Jahren 2005 und 2006 gemacht, also in Zeiten, in denen der Markt Risiken falsch eingeschätzt hat.
  4. Ein bloßer Verfall der Marktwerte in dem Wertpapierportfolio um weitere 13% radiert die jüngste Kapitalzufuhr über € 3 Mrd. völlig aus.
  5. Der Garantierahmen trägt intern den Arbeitstitel „Sunrise“ – nach meiner Einschätzung wurden die sich gegenüberliegenden Himmelsrichtungen leider vertauscht.

Es scheint, als begeben sich die Länder auf ein gefährliches Spiel. Und dies nicht zuletzt, weil sie auf Berater vertrauen, die weder eine Idee davon haben, was hier gerade vor sich geht, noch irgendeine Qualifikation in Risikocontrollingthemen besitzen.

1 Responses to Nachruf HSH Nordbank (Gastbeitrag)

  1. […] einen über die noch laufende Gewähträgerhaftung bei alten HSH-Anleihen, zum anderen über die 10 Milliarden Garantie aus dem Frühjahr […]

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