Das Gold von Athen

März 4, 2012

Wenn der König Geldsorgen hatte, dann ist er früher gerne in die Zentralbank gegangen und hat die Goldvorräte geplündert. Dabei beschränkte er sich nicht nur auf sein eigenes dort gelagertes Gold, sondern besonders auch das, das privaten Banken gehört. Die hatten es dort als Sicherheit für Ausleihungen hinterlegt. Ohne das Gold ist das Bankensystem ruiniert, aber der König hatte was er wollte: Geld.

Viele heutige Regierungen habe es leichter, weil sie ihre Zentralbank einfach Geld drucken lassen. Nicht so aber die Regierungen der Euroländer. Sie haben keine eigene Währung mehr seit sie ihre Souveränität diesbezüglich der EZB übertragen haben. Allzuviel Eigenkapital, Gegenstück vom damaligen eigenem Gold, haben die nationalen Zentralbanken im Euroraum auch nicht. Es ist verschwindent klein verglichen mit der jeweiligen Staatsschuld. Das eigene „Gold“ kann den Euroregierungen nicht weiterhelfen.

Der einzig verbliebene Topf an dem sich eine Euroregierung bedienen könnte, wären die bei der Zentralbank hinterlegten Sicherheiten. Heutzutage ist das kein Gold mehr, sondern andere Vermögensgegenstände; vor allem besicherte Forderungen und Staatsanleihen. Das ist unpraktischer als Gold, aber trotzdem wertvoll und höchst verlockend.

Bundesbankpräsident Weidmann scheint nun ernsthaft zu befürchten, dass hoch verschuldete Euroregierungen sich an den Sicherheiten vergreifen könnten. Denn er hat einen warnenden Brief an EZB-Präsident Mario Draghi geschrieben. Darin nimmt Weidmann

ausdrücklich auf die wachsenden Target-Forderungen Bezug. Er schlägt eine Besicherung dieser Forderungen der EZB gegenüber den finanzschwachen Notenbanken des Eurosystems vor, die einen Wert von mehr als 800 Milliarden Euro erreicht hätten.

Was steckt dahinter? Immer wenn eine nationale Notenbank Geld an Banken im Euroraum verleiht, so fordert sie Sicherheiten ein. Über die Werthaltigkeit dieses Sicherheiten kann man unterschiedlicher Auffassung sein, aber für diesen Artikel stellen wir diese Frage mal zurück. Punkt ist, die Forderungen sind besichert.

Welche Sorge treibt Weidmann denn dann um? Es kann eigentlich nur die Sorge, sein dass die Sicherheiten bei der jeweiligen Zentralbank hinterlegt sind. Die Zentralbank hat nun ihrerseits Schulden gegenüber der EZB, die sogenannten „Target2-Forderungen“. Diese sind aber gänzlich unbesichert. Weidmann befürchtet nun, dass wenn z.B. Griechenland aus dem Euro austritt, die griechische Zentralbank die Sicherheiten einfach der griechischen Regierung übergibt statt sie zur Begleichung der Schulden gegenüber der EZB zu verwenden. Kurz, erfürchtet den Griff des Köngis nach dem Gold der griechischen Nationalbank.

Um dies Risiko abzuwenden, schlägt Weidmann vor die „Target2-Forderungen“ zu besichern. Das wäre kein Problem, denn die griechische Nationalbank könnte die Sicherheiten der Banken an die EZB weiterreichen. Oder, um in unserem Bild zu bleiben, wir könnten das Gold von Athen außer Landes schaffen.


Griechenland: Anleihen umtauschen, CDS Event abwarten oder beides?

Juli 24, 2011

Mir will die „sogenannte Beteiligung“ (Trichet) der Banken an dem neuerlichen Griechenland-Bailout nicht aus dem Kopf. Zum Hintergrund empfehle ich diesen Artikel von Egghat, der die Details beleuchtet. Was ich mich Frage ist die Rolle der Credit Default Swaps (CDS) in der Abwicklung.

Nehmen wir mal an, ich sei eine solide wirtschaftende Bank, die alle ihre Griechenland-Anleihen frühzeitig mit CDS abgesichert hat. Dann werde ich das Umtauschangebot wohl nicht annehmen wollen, denn dort erhalte ich lediglich 80cent auf meinen Euro, währen ich von Sicherheitengeber des CDS 100% erwarten darf. Der Sicherheitengeber würde das Angebot gerne annehmen, kann es aber nicht weil er die Anleihe nicht hat. Meine Anleihen würden also am Markt bleiben und Griechenland müsste nach wie vor Zinsen und Tilgung leisten oder ein CDS-Event wird ausgelöst. Dann wäre Griechenland nicht nur kurz vorübergehend pleite, sondern richtig mit Londoner Club und allem. Ein Zustand, den die EU-Politiker wie es scheint meiden wie der Teufel das Weihwasser.

Nun ein bisschen Spieltheorie. Den Rest des Beitrags lesen »


Eurozone Summit Draft – Mein Kommentar

Juli 22, 2011

Der Entwurf eines Beschlusses (PDF) für die Lösung der Probleme der Eurozone wurde geleaked. Oder wahrscheinlicher: Wurde von interessierten Parteien durchgestochen, um die Stimmung zu beeinflussen und die Reaktionen zu testen. Wie dem auch sei, hier mein Eindruck:
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Top-10 der Staatspleiten: Ausgabe 12.06.2011

Juni 12, 2011

Aller versteckter und offener Hilfsaktionen zum Trotz, die Länder der Eurozone stecken tief in einer Schuldenkrise. Da ist es an der Zeit die regelmäßige Liste der Staatsbankrottrisiken zu aktualisieren.
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Stealth-Bailout: Why Sinn is Only Partially Right, But Things Might Be Even Worse

Juni 12, 2011

There was a lot of discussion, notably by Olaf Storbeck, on Hans Werner Sinn’s claim that the European Central Bank (ECB) performed a „stealth bailout“ on the GIPS countries via its TARGET-2 system. To my understanding, he’s partly right. Maybe there is a stealth bailout, but it is to my understanding unrelated to TARGET-2. Read here why.
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Wem nützt die griechische Umschuldung?

Mai 4, 2011

Für die FAZ argumentiert Martin Hock, dass eine Umschuldung Griechenlands nichts bringt, bzw. nur im Interesse der restrukturierenden Investmentbanken liegt. Bei vielen Argumenten liegt er richitg, nicht aber beim Fazit.
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Merle Hazard über die griechischen Staatsschulden

Juli 21, 2010

Leider mit schlecht zu verstehenden Text. Er ist viel zu leise im Vergleich mit der Musik. Ich hoffe Merle bietet noch mal eine andere Abmischung.


Wie die Politik den Euro „rettet“

Mai 15, 2010

Eine sehr schöne Grafik vom Blog „Wirtschaftsquerschuss“ zum Thema Euro-Rettung:

Wie die Politik den Euro "rettet"

Wie die Politik den Euro "rettet"


Wer solche „Retter“ hat braucht keine Feinde mehr und auch keine Verschwörungen irgendwelcher Spekulaneten oder Hedge-Fonds.


Der lange Fall des Euros

Mai 14, 2010

Die FAZ wundert sich, dass nach dem abermaligen Fall des Euros dieser nun niedriger steht als vor dem „Rettungspaket“ für den Euro in Höhe von 750 Milliarden Euro. Komisch finde ich nur, dass er zwischenzeitlich gestiegen ist. Wenn die Regierungen statt zu sparen ankündigen 750 Milliarden zusätzlich auszugeben, dann fällt der Euro natürlich. Und wenn die EZB Geld druck und Staatsschulden monetarisiert, dann fällt der Euro natürlich auch. Wieso genau hätte er denn steigen sollen? Der Euro steigt, wenn Griechenland endlich durch eine Umschuldung geht und die Gläubiger auf einen Teil der Forderung verzichten. Meine nicht nur ich, sondern auch Jim Rogers.


Länderspreads nach dem EU-Hammer

Mai 10, 2010

Auf die Gefahr hin Euch zu zuspammen. Aber die Spreads sind raus und wegen des EU-Pakets stark gefallen. Meiner Interpretation nach vor allem, weil die EZB die Eurostabilität gelockert hat. Oder anders ausgedrückt: Die Inflationserwartung wurde erhöht. Willkommen im Club Med!
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Top10 Staatspleite-Risiko vom 06.05.2010: Nicht nur Griechenland

Mai 6, 2010

PIIGS ist die hipste Buchstaben-Kombo der Tage. Ständig liest man von Ansteckung und Schuldenkrisen. Ein Blick auf die Zahlen zeigt ein anderes Bild.
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Proteste in Griechenland

Mai 3, 2010

Spon berichtet:

Mehrere Demonstranten haben am Montagabend die Hauptnachrichtensendung des staatlichen griechischen Fernsehens NET gestört. Der Gruppe gelang es, nach einem Handgemenge mit Sicherheitsleuten ins Hauptstudio des Fernsehens einzudringen und es zu besetzen.

Bildungsministerin Anna Diamantopoulou und mehrere Journalisten konnten das Studio nicht verlassen, da alle Ausgänge von den Lehrern blockiert waren, die gegen den in Griechenland verhängten Einstellungsstopp protestierten.
[…]
Es kam zu einem Handgemenge, die Polizei musste massiv einschreiten.

Mal abgesehen davon, dass es schon sehr merkwürdig ist ausgerechnet gegen den Einstellungsstopp zu protestieren – bei den Lohnkürzungen hätte ich ja noch ein Restverständnis – stelle ich mir die Frage, was die Polizisten machen wenn sie merken, dass auch ihr Gehalt um 30% gekürzt wird.


Gesetz zum Erhalt der Stabilität der Währungsunion

Mai 3, 2010

Wie alle wichtigen Gesetzentwürfe ist auch das Griechenland-Rettungsgesetz, das jetzt durch das Parlament gepeitscht wird, in der Öffentlichkeit quasi unbekannt. Es ist auch gar nicht so einfach im Internet zu finden. Auf der Webseite der Bundesregierung habe ich jede Menge Propagandamaterial gefunden, aber nicht den Gesetzentwurf, der aktuell zur Abstimmung steht. Zum Glück hatten die Kollegen vom INSM-Blog ein PDF parat. Es ist sehr kurz und lohnt sich zu lesen.
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Griechenland 2.0

Mai 3, 2010

Es war nicht unvorhersehbar, aber ich bin trotzdem sprachlos:

Die Bundesregierung prüft nach Informationen der FR einen Buchungstrick, um die Schuldenbremse des Grundgesetzes 2011 ohne harte Einschnitte einhalten zu können. Bei der neuen Defizitgrenze habe sie ein Schlupfloch gefunden, heißt es in Regierungskreisen.

Um das zu nutzen, könnte der Bund seine Überweisung an die Arbeitslosenversicherung als Darlehen deklarieren. Damit sicherte er sich Ansprüche auf Rückzahlung in der Zukunft. Entsprechend sänke den Angaben zufolge sein strukturelles Defizit um rund neun Milliarden Euro. Die Koalition könnte formal die Schuldenbremse einhalten, ohne ernsthaft sparen zu müssen.

Ich nehme an, dass dies die Investmentbanker von Goldman Sachs sich ausgedacht haben, nachdem sie jetzt bei Griechenland die Schalthebel an den IWF übergeben mussten?


EZB gibt Griechenland die Druckerpresse

Mai 3, 2010

Heute ist ein schwarzer Tag für den Euro. Die EZB knickt vor dem politischen Druck ein und lässt Griechenland unbegrenzt Geld drucken. Ab sofort akzeptiert die EZB griechische Staatsanleihen unabhängig von ihrer Werthaltigkeit. Da hätte es das EU-Hilfspaket gar nicht gebraucht, denn Griechenland hat nun gar keine Probleme mehr seine Anleihen am Markt zu platzieren. Es kauft sie über eine ihrer Staatsbanken einfach selbst und hinterlegt sie bei der EZB als Sicherheit. Kurz gesagt, es druckt sich die fehlenden Euros einfach.

Ein Minimum an Anstand hätte es geboten, dass diese Ausnahme nur für bestehende Anleihen gilt und nicht für neue. Das hätte das Problem entschärft. Man darf die Frage stellen, warum die EZB dies tut. Für bestehende Anleihen ist die klar: das griechische Bankensystem wäre sonst schnell trockengelegt ohne Euros. Für zukünftige Anleihen gibt es eigentlich nur einen Grund. Die Geberländer wollen frisch gedruckte Euros an Griechenland weiterleiten und nicht die eigene Liquidität belasten. Aber wie groß muss die Not sein, dass man hierfür den Griechen die Druckmaschinen gibt?