HSH Nordbank: Die Transaktion Omega

Wenn wir schon mal dabei sind ein paar Dinge aufzuräumen: Was ist eigentlich die Transaktion Omega? Hier meine Sicht der Dinge:

Die HSH Nordbank hatte ein großes Ziel. Dieses Ziel hieß Börsengang. Für dieses Ziel musste die Bank aber in mit einer guten „Investmentstory“ versorgt werden: Diese musste beantworten, warum ein Investor in die (ehemals verstaubte Landes-)Bank investieren sollte. Dazu benötigt es eigentlich nur eins: Hohe Gewinne bei geringen Risiko.

Hohe Gewinne bei geringem Risiko ist das Perpetuum Mobile der Finanzindustrie. Jeder will es haben, aber es gibt es einfach nicht (jedenfalls nicht dauerhaft). Die HSH Nordbank hatte es jedenfalls nicht. Um dahin zu kommen, mussten die Gewinne steigen oder das Risiko sinken. Blöderweise müssen die Gewinne steigen ohne das das Risiko mit steigt oder umgekehrt.

Da das nicht ging – jedenfalls nicht schnell genug – haben die Verantwortlichen eben das ausgewiesene Risiko reduziert, das tatsächliche Risiko aber behalten. So war es auch möglich die Gewinne zu behalten. Das Verhältnis zwischen Gewinn und ausgewiesenem Risiko stieg.

Das geht zum Beispiel so: Man verkauft ein paar riskante Investments an eine eigens gegründete Zweckgesellschaft (SPV), z.B. eine GmbH mit 50.000€ Eigenkapital. Damit man die Investments nicht konsolidieren muss, gehört die Gesellschaft am besten jemanden anders (Notar, Treuhänder oder so). Da die 50k€ Eigenkapital nicht ausreichen 500 Millionen Euro Aktiva der Bank ab zu kaufen, muss sich das SPV refinanzieren. Dies tut es in dem es kurzfristige Asset Backed Commercial Papers (ABCP) emittiert mit den Aktiva als Sicherheit. Nun reichen die Aktiva alleine den Käufern der ABCP nicht als Sicherheit aus. Daher garantiert die Bank für die ersten Verluste der Aktiva und gibt somit den Käufern der ABCP mehr Sicherheit. Das ganze nennt sich in Bank-Sprech „Credit Enhancement“, weil sich die Bonität der Wertpapiere und der SPV verbessert.

Nun hat die SPV ein Problem: sie hat sich kurzfristig refinanziert aber hat in langfristige Anlagen investiert, die sie der Bank ja abgekauft hat. Wenn nun der Wert der Aktiva fällt, dann hat die SPV nicht mehr genug Sicherheit um die ABCP neu zu emittieren und so eine Anschlussfinanzierung sicherzustellen. Sie ist in anderen Worten pleite. Da die SPV das Risiko nicht tragen kann, erhält sie von der Bank zusätzlich eine Liquiditätsgarantie („Liquiditätsfazilität“). Wann immer der Wert der Assets fällt, erhöht die Bank das Credit Enhancement (oder schießt Cash nach) und die SPV kann weiter ABCP emittieren. So bleibt aber das ganze Risiko fallender Anlagewerte bei der Bank. Ökonomisch betrachtet hat gar kein Verkauf stattgefunden. Aber das Risiko tritt nun außerbilanziell auf und muss nicht mehr ausgewiesen werden. Schließlich hat die Bank gesellschaftsrechtlich nichts mit der SPV zu tun. Sie hat ihr lediglich eine Kreditzusage gegeben. Formal ein ganz gewöhnliches Bankgeschäft.

Wenn die Aktiva nicht mehr ausgewiesen werden müssen, dann steigt auch die aufsichtsrechtliche Eigenkapitalquote und die HSH kann bei einem Börsengang glänzen. Es wäre auch fast aufgegangen. Fehlt nur ein bis eineinhalb Jahre.

Auch lesenswert zum Thema: Der Bericht des NDRs.

Update:
Die FTD wartet mit einem neuen Detail zur Transaktion auf:

Konkret geht es um zwei Kreditgeschäfte Ende 2007 namens „Omega“, „Omega 52“ und „Omega 55“. Die HSH hatte Risiken von Immobilienkrediten für 7,6 Mrd. Euro an BNP Paribas , Lehman Brothers und Hypo Real Estate verkauft. Was damals gegenüber der Öffentlichkeit unterschlagen wurde: Die Landesbank übernahm ihrerseits Risiken der anderen Banken und steckte sie in außerbilanzielle Zweckgesellschaften über eine Firma mit dem Namen „Omega Capital Funding“ im irischen Dublin. Das unterschrieben die Vorstände, obwohl das Risikomanagement sowie Wirtschaftsprüfer von KPMG das Geschäft monierten. Es entstand ein Schaden von 500 Mio. Euro.

Dann war die Transaktion noch komplizierter als oben dargestellt.

Update:
Tagesschau stellt die Sache etwas klarer dar. Die Transaktion war also doch so wie von mir eingangs geschildert:

Die HSH Nordbank hatte Ende 2007 Immobilienkredite in Milliardenhöhe an mehrere Großbanken verkauft, darunter auch die französische BNP Paribas. Durch den Verkauf der Forderungen wollte sie mehr flüssige Mittel bekommen. Der Vertrag mit BNP war aber an eine weitere Abmachung gebunden. Danach musste die HSH Risiken von BNP über eine Zweckgesellschaft mit dem Namen Omega Capital Funding wieder zurücknehmen. Dieses „Special Investment Vehicle“ wurde von BNP außerhalb der Bilanz geführt. Mit einer Zahlungszusage musste die HSH für ihre Verluste geradestehen.

Dieses Kreislaufgeschäft tauchte in der Bilanz nur noch als Kreditzusage, aber nicht mehr als Kreditersatzgeschäft auf.

4 Responses to HSH Nordbank: Die Transaktion Omega

  1. […] “HSH Nordbank: Die Transaktion Omega” (Wirtschaftliche Freiheit). […]

  2. ts sagt:

    Schön verständlich dargelegt. Und man wird auch nicht ansatzweise gegen IFRS-Anforderungen hinsichtlich SPE-Konsolidierungen verstoßen haben, so dass das Ganze auch unter diesem Gesichtspunkt „formal“ sauber war. Der ganz normale Wahnsinn…

  3. […] frei – zu unrecht Dir FTD berichtet: Nonnenmacher geriet diese Woche wegen Omega unter Druck. Kopper teilte am Mittwoch dazu mit: „Die Kanzlei bestätigte, dass die […]

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