Kreditklemme, oder nicht?

Wenn man Unternehmen fragt, so klagen viele über verschlechterte Kreditkonditionen. Wenn man die Banken fragt, so verweisen viele auf gleichbleibende oder gar gestiegene Kreditsummen. Wenn man Herrn Steinmeier fragt, so beklagt er eine Kreditklemme. Wenn man Herrn Guttenberg fragt, so gibt es keine. Was ist los?

Tatsächlich ist die Aussage „die Banken vergeben keine Kredite mehr“ genau so unsinnig wie „VW verkauft keine Autos mehr“. Banken werden immer Kredite vergeben, denn das ist genau ihr Kerngeschäft. Aber Banken vergeben Kredit nicht zu jedem Preis. Genauso wie VW seine Autos nicht verschenkt. Es hilft also ein Blick auf die Margenkalkulation einer Bank, um zu verstehen, warum die Unternehmen mehr zahlen müssen. Eine Kreditzins berechnet sich aus

  • Einstandszins: Das ist der Zins, den die Bank selber zahlt um sich das Geld zu leihen, dass sie dann weiter verleihen will.
  • + Bearbeitungskosten: Kosten für die Verwaltung des Kredites.
  • + Overheadkosten Anteilige Kosten für die Bank im allgemeinen – unabhängig von dem Kredit.
  • + Expected Loss Marge Zinsaufschlag zur Abdeckung Wahrscheinlichkeit, dass Kredite nicht zurückgeführt werden.
  • + Eigenkapitalkosten Kosten für die Abdeckung des aus dem Kredit resultierende Kreditrisio mit Eigenkapital. Stichwort „Unexpected Loss“.

Der Hauptgrund für die verteuerten Kredite ist der gestiegene erwartete Verlust (Expected Loss, EL). Der EL hängt aber ausschließlich von den kreditnehmenden Unternehmen selbst ab. Wenn die Konditionen schlechter werden, so der Grund hierfür also nicht bei den Banken zu suchen, sondern bei den Unternehmen. Die Banken überbringen nur die schlechte Nachricht.

Auch weitere Zinssenkungen der EZB ändern nicht viel. Sie verringern zwar den Einstandssatz der Banken, so dass diese theoretisch billigere Kredite vergeben können, aber die Zinssenkungen wirkt sich nur in den Zinsen mit kurzer Laufzeit direkt aus. So dass sich auch nur hier die Kreditkonditionen verbessern. Nur: die meisten Unternehmen wollen langfristige Kredite. Da bringt die Zinssenkung gar nichts.

Auch höhere Eigenkapitalquoten bei den Banken bringen nichts. Zwar können die Banken dann theoretisch mehr Risiko tragen und daher auch mehr Kredite vergeben, nur praktisch hat das keine Auswirkung. Der Grund ist, dass die Banken dank der Staatsgarantien auch jetzt schon beliebig viel Liquidität aufnehmen können. Es ist also nicht so, dass die Banken Geld vergeben wollen, aber keins haben.

Steinbrücks Vorschlag, dass die Bundesbank direkt Unternehmensanleihen kauft könnte helfen. Aber nicht der „deutschen Wirtschaft“, sondern nur einer kleinen Anzahl von Großunternehmen. Kleinere Unternehmen habe ja keine Anleihen begeben.

Es ist wie verhext: Es gibt keine Kreditklemme und daher kann man auch nichts dagegen tun. Kredite werden trotzdem teuer, aber das liegt nur an den Unternehmen selbst. Sie haben zu wenig Eigenkapital für billige Kredite und zu wenig Cash-flow um die hohen Kreditkosten zu tragen. Die folge ist Insolvenz und das wird sehr viele Unternehmen treffen.

Dagegen kann man nichts machen. Doch halt, eines geht immer: Wir könnten die Verluste auf den Steuerzahler übertragen.

Update:
Das gleiche gilt auch für die aktuelle Diskussion um Kreditversicherungen. Wenn der Staat die Dekungssumme erhöht, so sollte er dies zu den gleichen Konditionen wie der Kreditversicherer tun, denn auch diese Versicherungsprämie ist durch den Expected loss bestimmt. Nimmt er wenige, so verschenkt er Geld an die Unternehmen.

6 Responses to Kreditklemme, oder nicht?

  1. Hendrik sagt:

    Ich verfolge Eure Beiträge interessiert und finde die Sichtweise auf die Themen, die uns beschäftigen, erfrischend. Aber eines trübt den Eindruck von „Verlorene Generation“ doch sehr: die vielen Rechtschreibfehler! Ihr solltet die Beiträge unbedingt korrekturlesen (lassen).

  2. Thomas sagt:

    Echt? Mir fallen bei diesem Blog eigentlich kaum Rechtschreibfehler auf.

  3. Michael sagt:

    Knapp daneben ist auch vorbeit. Erst den Debitismus lesen, dann posten!

    Klicke, um auf Der-Kapitalismus.pdf zuzugreifen

    Gruss vom Freiheitsforum.

  4. DCWorld sagt:

    Es ist so wie der Artikel es wiedergibt. Das eine ist kurzfristig (EZB-Geld), die Kredite an Unternehmen sind langfristig.

    Somit sind ausnahmsweise mal die Banken nicht die Schuldigen.

    Folgender Artikel geht auf das Problem der Kreditklemme ein und sieht die Problematik bei den Unternehmen, deren Verschuldung und dem Kostendruck durch Überkapazitäten.
    http://www.start-trading.de/kreditklemme.htm

  5. Thomas sagt:

    (Mein Gähnen bezog sich nicht auf den Post, und nicht auf DC World, sondern auf Michael’s Kommentar. Keine Ahnung, warum sich DC World plötzlich „dazwischenschiebt“.)

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