Mindestpreise bei der Arbeit

Schönes Video über die Auswirkungen und Ursachen von unteren Preislimits auf die Wirtschaft am Beispiel des Mindestpreises für Limosinenfahrten in Nashville.

Ich über lasse es dem Leser, dies auf die Mindestlohndebatte zu übertragen.

9 Responses to Mindestpreise bei der Arbeit

  1. egghat sagt:

    Hat das jetzt am Ende Arbeitsplätze vernichtet?

    Oder sind die Arbeitsplätze beim Limo-Verleih nicht durch Taxi-Unternehmen ersetzt worden?

    Der Gag am Mindestlohn ist doch, dass die Leute dann mehr Geld verdienen und dann eben auch mehr Geld ausgeben, das dann eben wieder neue Arbeitsplätze schafft. Am Ende zahlen wir alle weniger Sozialabgaben und Steuern und alle sind glücklich.

    Bis dahin glaube ich die Nummer sogar. Aver sie blendet die Seiteneffekte aus. Nämlich Abwanderung der Billigarbeitsplätze ins Ausland (betrifft aber nicht viele, weil Supermärkte/Friseure/etc. nunmal vor Ort sein müssen) oder (viel realistischer) in Schwarzarbeit. Und hier kann niemand sagen, ob das 5, 10 oder 15% der Billigarbeitsplätze betrifft. Und das wäre der Punkt, den man untersuchen müsste, den irgendwann kippt die ganze schöne Rechnung ins Gegenteil.

    • ketzerisch sagt:

      Ich kann die „dann wird mehr Geld ausgegeben“-Story nicht glauben. Der höhere Preis führt zu geringerer Nachfrage. Im Falle der Limosinen wird das vermutlich 1:1 von den Taxis aufgegessen, die allerdings für die vergleichbare Dienstleistung weniger verdienen. Das führt zu weniger ausgegebenen Geld nicht zu mehr.

      Auch bei Arbeitern ist der Mindestlohn im Interesse derer, deren Marktwert von Arbeitskraft in der Höhe des Mindestlohns liegt oder darüber. Für die ungelernten Arbeiter, die so hohe Produktivität nicht anbieten können ist der Mindestlohn ein Verbot bezahlte Arbeit anzunehmen.

  2. mediode sagt:

    Spezifische Märkte, so sie überhaupt existieren, brauchen spezifische Ansätze. Der eingeschlagenen Generalargumentation kann ich nicht folgen.
    Gruss
    m

  3. egghat sagt:

    Heute bekommen die 5 Euro Arbeiter Geld vom Staat (Hartz IV + diverses anderes Zeug). Das bezahlen am Ende auch in etwa die gleichen Leute, die das jetzt auch nachfragen. Und über die Unterschiede müsste man jetzt diskutieren …

    Wenn nämlich alles bei Aldi/Lidl/… teurer wird, weil die Arbeit die Produkte dort verteuert, zahlen das alle Hartz IVler ohne Job auch. Als nur ein Beispiel. Leute mit Spitzensteuersatz hingegen würden weniger zahlen. Die kaufen vergleichsweise wenig in Billigläden und müssen über ihre höheren Steuern kein Geld mehr an Hartz IVler zahlen.

    Hmmm .

  4. nigecus sagt:

    Ich denke daß da irgendein Taxiunternehmer im selben Country Club wie irgendein Behördenchef ist, oder ähnliches. Das ist einfach Good Old Vetternwirtschaft, nicht mehr und nicht weniger.

  5. Thaniell sagt:

    Was willst ud mir damit sagen, wenn wir Mindestlohn für die kleinen Arbeiter einführen, kommen werden kleine einzelne Arbeitnehmer verdrängt durch große Firmen die massenweise Arbeit anbieten? Also Zeitarbeitsfirmen die massenweise Arbeit anbieten verdrängen dann die einzelnen Arbeitnehmer, die bis dato die Zeitarbeitsfirmen unterbieten?
    Ach nein, die einzelnen Arbeiter sind ja eh schon teurer als ein Zeitarbeiter und von daher wird eher das umgekehrte passieren!

    Natürlich können Systemanpassungen Änderungen hervorrufen, yep, manches wird teurer werden. Aber das ist doch eine Grundsatzfrage, wollen wir Leute Jobs machen lassen mit denen sie nicht genug verdienen um zu überleben und die dann sozialistisch durchgefüttert werden müssten?

    Und was das Aldi/Lidl Beispiel angeht. Die „Reichen“ schicken ihre Dienerschaft einkaufen (womöglich ökonomisch effizient im Aldi), den Hotellaufburschen, den Haushälter etc. sie lassen ihren wagen vom Hotelburschen waschen, geben ihr Geld weiter an mittelständische Handwerker, die dann mal wieder zur Friseuse oder in den Aldi oder MediaMarkt rennen. Überall sind sie dabei von der Mindestlohnerhöhung betroffen.

    Natürlich auch die HarzIVler „erwischt es“, aber eher in geringerem Ausmaß. Viel menschliche Arbeit steckt doch nicht in simplen günstigen Produkten (sonst wären sie ja nicht so günstig^^) sondern in komplexeren in denen viel menschliche Arbeitskraft draufgeht sowie in ausgiebigen Dienstleistungen (und Haushaltsptuze kann sich wohl eher leisten wer über H4 hat^^)

    • ketzerisch sagt:

      Was willst ud mir damit sagen, wenn wir Mindestlohn für die kleinen Arbeiter einführen, kommen werden kleine einzelne Arbeitnehmer verdrängt durch große Firmen die massenweise Arbeit anbieten?

      Nein, dass will ich nicht sagen. Mindestlohn führt dazu, dass billige Anbieter (unqualifizierte Arbeiter) aus dem Markt gedrängt werden. Profiteure sind Premiumanbierer (qualifizierte Arbeiter). Das ist ein Förderprogramm für die Mittelschicht zulasten der Unterschicht.

      Aber das ist doch eine Grundsatzfrage, wollen wir Leute Jobs machen lassen mit denen sie nicht genug verdienen um zu überleben und die dann sozialistisch durchgefüttert werden müssten?

      Die Frage stellt sich in der Form gar nicht. Tatsächlich ist die Frage: „Wollen wir Arbeiter finanziell unterstützen, die nicht genug für ein würdiges Leben verdienen, oder wollen wir sie komplett als Arbeitslose durchfüttern?“

      Natürlich auch die HarzIVler „erwischt es“, aber eher in geringerem Ausmaß.

      Im Gegenteil. Hart-IVler sind doppelt betroffen. Zum einen leiden sie viel stärker unter einem steigenden Preisniveau wie Du es schilderst, wenn ich auch zustimme, dass die Auswirkungen nicht dramatisch sein dürften. Zum anderen, und schlimmer, verringert der Mindestlohn ihre Chancen deutlich wieder in den Arbeitsmarkt einzutreten, weil das Angebot an Arbeit verringert wird.

  6. Frank sagt:

    Wenn durch fehlenden Mindestlohn Arbeiter so wenig verdienen, dass es nicht zum Überleben reicht und sie dann auf Staatshilfen angewiesen sind, ist das praktisch:
    – eine staatliche Subvention an das Unternehmen, welches dafür gefördert wird dass es Menschen ausbeutet.
    – ein Eingriff in den freien Wettbewerb, weil Unternehmen, die angemessene Löhne zahlen nicht in den Genuss der Subvention kommen und dadurch doppelt benachteiligt werden, nämlich auf dem Markt und durch höhere Steuern die nötig sind, damit der Staat die Unterstützung für die verhungernden Arbeiter der Konkurrenz zahlen kann. Die höheren Steuern treffen natürlich auch alle Erwerbstätigen die noch genug verdienen um mit Steuern belastet zu werden.
    – ein ethisches Problem, weil der Staat Ausbeutung aktiv fördert.
    – für das subventionierte Unternehmen sehr vorteilhaft, aber gesamtgesellschaftlich verbessert es gar nichts.

    Und noch ein Argument gegen Mindestlöhne: Die Mindestlöhne sind in allen anderen europäischen Ländern gescheitert. Deren Dienstleistungssektor ist komplett zusammengebrochen: Keiner geht mehr zum Frisör. Gekauft wird nur noch im Internet und zugestellt wird die Ware, ähm, via Email;)

    Wenn eine ostdeutsche Frisöse 3EUR pro stunde verdient und 15min braucht, um mir die Haare zu schneiden, dann fallen die 75 cent Lohn angesichts des Preises den ich zahle kaum ins Gewicht und eine Verdopplung des Lohns (was immer noch knausrig ist) würde niemanden ruinieren und selbst wenn sie auf den Endpreis draufgeschlagen würden, täte mich das nicht davon abhalten, zum Frisör zu gehen.

    Wenn ich mir die Haare dann trotzdem schwarz schneiden lasse, ist das nicht weil ich nur 75 cent bezahlen will, sondern weil ich der Meinung bin, dass keinen Abzocker als Mittelsmann braucht und die Friseuse sich das Geld das ein Haarschnitt kostet durch ihre Arbeit auch verdient hat.

    • egghat sagt:

      a) Argumentier doch mal mit halbwegs realistischen Zahlen. 3 Euro pro Stunde macht 120 Euro die Woche bei Vollzeit und damit 500 Euro im Monat. Das ist unter Hartz IV Niveau, dafür geht niemand arbeiten. Unter 3,82 verbürgt die Wikipedia nichts. Nicht, dass das viel ist, aber ist sind eben eher 4 als 3 Euro.

      b) Die Argumentation, dass die niedrigen Löhne allein in höhere Unternehmensgewinne wandern, ist gewagt. Das „lohnt“ sich auch für mich als Käufer.

      c) Und das wichtigste: Du musst bedenken, dass die niedrigeren Löhne über Steuern aufgefüllt werden. Da magst du nicht mögen, aber alle Ideologie beiseite gelassen, zahlen Besserverdienende nicht nur absolut, sondern auch prozentual höhere Steuern als Wenigverdiener. Das heisst konkret, die steuern auch mehr zur Lohnaufstockung der Friseuse bei als ein Niedrigverdiener. Ich weiss, das Kombilöhne oder Lohnaufstockung durch den Staat von vielen nicht gerne gesehen werden. Aber wenn man sich mal Gedanken darüber macht, wer die Nummer überwiegend finanziert, hört sich das nicht mehr unbedingt wie eine total kranke Lösung an.

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